Das (fast) ideale Stift-Tablet: Samsung Galaxy Note 8.0

Samsung Galaxy Note 8.0 und der S-Pen im EinsatzDurch die Arbeit an Scribmaster (eine mittlerweile recht erfolgreiche Android Zeichenapp) bin ich auf die noch seltene Klasse der Stift-Tablets gestoßen. Mein erstes Tablet dieser Art war das Lenovo Thinkpad Tablet, von der Idee her ein geniales Gerät mit einem guten Stift und vielen Anschlüssen, aber schlecht in der Umsetzung (insbesondere was die Software angeht).

Irgendwann war ich das hakelige Lenovo leid und habe mich auf dem sehr überschaubaren Markt der Stift-Tablets umgeschaut. Stiftbedienung heißt hier übrigens nicht, dass man nicht auch wie gewohnt die Touch-Funktionen nutzen könnte. Der Stift ist vielmehr optional und hervorragend zum Zeichnen geeignet oder für handschriftliche Notizen. Er hat eine feine Spitze, im Gegensatz zu den groben, auch für herkömmliche auf Fingerbedienung ausgelegte Stifte, die man überall günstig kaufen kann. Wenn die Software das erkennt (so wie ScribMaster), dann wird selbst der Druck, den man aufwendet, in der Liniendicke der Zeichnung berücksichtigt.

Es gibt an aktuellen Geräten eigentlich nur noch die Ableger der Samsung Galaxy Note Serie, das schon etwas ältere Samsung Galaxy Note 10.1 sowie das Samsung Galaxy Note 8.0. Ich habe mich aufgrund des vom iPad Mini bekannten Formfaktors von 8 Zoll für das Note 8.0 entschieden.

Samsung kann es nicht?

Normalerweise bin ich nicht unbedingt ein Samsung-Freund, mir gefällt das Design der Oberklasse-Handys nicht soo gut (das Note 8.0 hat den gleichen glatten Plastikrücken wie bspw. das S3 oder das S3 Mini) und ich habe mit der Software von Samsung bisher immer schlechte Erfahrungen gemacht. Die Handy-Verwaltungssoftware Kies ist beispielsweise das schlechteste Stück Weichware, das ich überhaupt jemals gesehen habe, aber das benötigt man heute glücklicherweise nur noch in Ausnahmefällen. Selbst bei meinem modernen Samsung-Flachbildfernseher habe ich länger gebraucht herauszufinden, wie man Sender sortiert, als bei so manch alter No-Name Röhre von vor 20 Jahren. Also die haben es echt nicht drauf, oder es gibt in Korea eine, äh, andere Mentalität…

Aber das ist andere Geschichte. Zurück zum Note 8.0.

Jelly Bean und Touchwiz

Es läuft standardmäßig das leicht veraltete Android 4.1.2 auf dem Gerät, „aufgepeppt“ mit der Samsung-Oberfläche Touchwiz. Ich bin kein Freund von zwanghaft angepassten Android-Systemen, aber hier hat Samsung auch mal etwas richtig gemacht: Es gibt viele insbesondere für die Stiftbedienung sinnvolle Erweiterungen. Dazu gehört eine Tooltip-Funktion, wenn man mit dem Stift über ein Bedienelement „schwebt“ (also das Display noch nicht berührt hat). Dies wird auch im Browser sinnvoll umgesetzt, beispielsweise öffnen sich Layer und andere Effekte, die sonst nur am PC funktionieren, wenn man mit dem Mauszeiger über die Elemente fährt. Mir gefällt auch der Modus, in dem man zwei Apps neben- oder untereinander geöffnet haben kann. Leider bedeuten die vielen Anpassungen auch, dass nicht schnell mit Updates auf aktuelle Android-Versionen zu rechnen ist.

Smart Stay is watching you

Eher überflüssig ist der „Smart Stay“. Dabei registriert die Frontkamera, ob man gerade auf das Display schaut. Wenn das  der Fall ist, wird der Bildschirm auch bei längerer Inaktivität nicht abgeschaltet. Irgendwie kann ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, von dem Gerät angestarrt zu werden, während ich auf dem Klo hocke…

Hardware

Das Tablet ist wirklich flott unterwegs, nichts ruckelt. Der Stift ist sehr klein, aber ansonsten gut zu halten. Er reagiert auch noch wenn man ihn schräg hält, ab einem gewissen Winkel zeichnet er aber nicht mehr. Die verschiedenen Druckstufen funktionieren je nach Anwendung mal mehr oder weniger gut. Die Taste am Stift hat noch eine Sonderfunktion: Damit kann man Screenshots ausschneiden. Ich empfinde die Rückseite als zu glatt, eine etwas rauhere Oberfläche wäre hier besser, wenn einem das Ding mal aus der Hand zu gleiten droht. Ansonsten lässt es sich durch die geringe Größe auch prima mit einer Hand halten. Den Sound finde ich richtig gut für ein Tablet, deutlich besser als beim Thinkpad Tablet. Im Gegensatz zu neueren Google-Geräten lässt sich eine Mikro-SD-Karte einlegen, dadurch ist es eigentlich egal, welche Speicherplatzvariante man wählt (momentan ist eh‘ nur die 16GB-Variante erhältlich). Mikro-SD-Karten sind sehr günstig, 16GB bekommt man so ab 12 Euro. Interessant ist auch der Mikro-USB-Anschluss. Damit lädt man das Gerät nicht nur oder schließt es an den Rechner an, man kann auch einen USB Host Adapter als Zubehör kaufen und USB-Geräte anschließen (wenn diese nicht zu viel Strom verbrauchen). Darüber lässt sich sogar (mit einer geeigneten App wie dem DSLR-Controller) meine Spiegelreflex-Kamera (Canon EOS 60D) fernsteuern! Es soll auch möglich sein, über einen Adapter nach dem MHL-Standard (wichtig: es muss ein 11-Pin Adapter sein) ein HDMI-Kabel anzuschließen. Das hat aber bei mir mit einem No-Name Adapter nicht funktioniert. Von Samsung gibt es derzeit keinen passenden Adapter mit einer expliziten Freigabe für das Note 8.0.

Samsung Galaxy Note 8.0 und der S-Pen im Einsatz

Smart geht anders…

Noch ein Wort zu den beiliegenden Apps: Durch einen Infrarot-Sender ließe sich das Note 8.0 eigentlich prima als smarte Fernbedienung verwenden. Die beiliegende App Smart Remote ist aber dermaßen schlecht und unintuitiv, dass sie wirklich nur Frust verursacht. Man kann damit kein Programm hoch/runter wechseln, sondern muss nach Fernsehsendungen und Genres gehen, die noch dazu meist von ausländischen Sendern stammen und hier gar nicht angeboten werden, obwohl man „Deutschland“ vorausgewählt hat. Zudem funktioniert die Erkennung zumindest meines Samsung (!) Fernsehers nicht vernünftig, ich habe ihn darüber bisher nur ausschalten können. Samsung und Software…

Fazit

Ein prima Gerät, in der richtigen Größe. Schnell, handlich, hohe Akku-Laufzeit und sehr funktional. Mit ca. 400 Euro aber kein Schnäppchen. Der Mehrpreis gegenüber anderen Tablets wird durch den nützlichen Stift gerechtfertigt. Zum Zeichnen und für Notizen (hier gibt es auch eine sehr geniale Texterkennung) eignet sich einfach ein vernünftiger Stift eher als ein Finger. Mir gefällt es trotz der Software-Macken sehr gut.

Wer aber den Stift nicht braucht, sollte vielleicht eher zu einem günstigeren Gerät greifen, vielleicht eines aus der Nexus-Reihe, da diese auch in Zukunft als erste mit Updates versorgt werden.

Hier gibt es noch ein Video von ScribMaster auf dem Note 8.0:

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